Den Basketballern des FC Bayern fehlt im Playoff-Halbfinale gegen den Hauptrunden-Ersten Ludwigsburg nur noch ein Sieg zum Einzug in die Endspiele um die Deutsche Meisterschaft 2021: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri rang die Schwaben nach 40 hart umkämpften Minuten mit 81:78 (37:39) Punkten zum zweiten Sieg in Serie nieder und führt jetzt 2:1. Somit können die Münchner in knapp 48 Stunden daheim den notwendigen dritten Sieg holen, ein fünftes Spiel fände dagegen am Sonntag in Ludwigsburg statt.
Die Bayern machten es sich selbst ein wenig schwer, neun vermeidbare Ballverluste schon zur Mitte des zweiten Viertels und Offensivrebounds der Riesen waren verantwortlich für einen latenten Rückstand. Dieses wegweisende Duell war eben Nervensache und Schwerstarbeit zugleich – und der FCBB schuftete sich im dritten Abschnitt (22:14) mit vereinten Kräften und einem 13:0-Run in Front. Wade Baldwin, wie Vladimir Lucic mit 22 Punkten, fand in die Serie und mit den letzten Reserven brachte man trotz Turnovers den sehr wichtigen Sieg über die Zeit gegen einen nie aufsteckenden Gast.
Die Bayern hatten diesmal zahlreiche Glücksbringer sprichwörtlich im Rücken, Hauptsponsor BayWa hatte diesmal in den Spielernummern Fotos der Bayern-Fans verewigt. Zehn Trikots dieser Sonderedition werden demnächst verlost. FC Bayern Basketball – MHP Riesen Ludwigsburg 81:78 (37:39)
- FCBB:Vladimir Lucic (22 Punkte/3 Dreier/5 Rebounds), Wade Baldwin (22), Leon Radosevic (13/3 Dreier/8 Rebounds), Paul Zipser (10/5 Rebounds), Robin Amaize (5), D.J. Seeley (4/5 Assists), Nihad Djedovic (4), James Gist (1), Jalen Reynolds, Zan Mark Sisko, Sasha Grant und Jason George.
- Topscorer Ludwigsburg:Jaleen Smith (29 Punkte)
- SchiedsrichterClemens Fritz, Benjamin Barth, Carsten Straube
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 19:21, 18:18, 22:14, 22:25.
Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 41 % (FCBB) // 40 % (Ludwigsburg); Dreier-Quote: 46 % // 38 %; Freiwurf-Quote: 78 % // 76 %; Rebounds: 39 // 36 ; Assists: 21 // 15; Ballverluste: 16 // 10.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „In der ersten Halbzeit hatten wir definitiv weniger Energie als Ludwigsburg. Wir litten, sie waren besser. In dieser Serie geht es um die Energie der Teams, wer davon hat mehr Ballbesitz, mehr Ballgewinne, offensive Rebounds. In der ersten Halbzeit waren wir schlecht, dann aber besser. Wir hatten ein sehr gutes drittes Viertel mit einem staken Run. Aber in den letzten drei Minuten wollten wir den Schalter in den Ruhemodus umlegen und Abkürzungen nehmen. Aber speziell gegen ein Team, das so hart und physisch spielt wie Ludwigsburg, kannst du ein Desaster hinlegen, wenn du in den Economy-Modus übergehst. Da waren wir nah dran. Als ob du den Stecker ziehst und ohne Software spielst; dann hast du keine Ahnung, was du tust. Aber wir hatten fünf Spieler, es ist meine Verantwortung. Das muss ich besser managen. Wir haben gedacht: Okay, wir haben gewonnen – aber mit Ludwigsburg kannst du das nicht machen. So haben wir sehr viel riskiert. Denn sie werden immer daran glauben, gewinnen zu können. Was am Ende zählt, ist am Ende der Sieg zum 2:1. Alle Spieler haben ihr Bestes gegeben, aber es ist eine lange Saison mit vielen Dingen, die passieren. Es ist schwierig, alle 48 Stunden zu spielen, für uns wie für den Gegner – mit Verletzungen zum Beispiel. Man kann nicht glänzen und den besten Basketball spielen, das Einzige, was zählt, ist der Sieg. Wir müssen regenerieren und bereit sein für einen weiteren Kampf.“
Leon Radosevic: „Entscheidend war, dass wir trotz der druckvollen Verteidigung der Ludwigsburger und trotz unserer Fehler die Energie entgegensetzen konnten und bis zum Ende gespielt haben. Wir spielen ja so schon die ganze Saison, die letzten fünf Minuten sind immer ein Krimi. Wir sind das gewohnt und am Ende ist das wieder gut für uns gelaufen. Wir haben so viele Spiele in dieser Saison und es ist unser größtes Problem, dass wir häufig aufhören zu spielen, wenn wir zehn Punkte vorne sind, weil wir denken, dass es vorbei ist, da fehlt uns dann irgendwie der Hunger. Aber das darf eigentlich nicht sein. Stattdessen sollten wir noch einen kleinen Lauf starten, um den Sack zuzumachen.“
John Patrick, Coach Ludwigsburg: „In den letzten zwei Minuten der ersten Halbzeit und im dritten Viertel waren wir ein bisschen ohne Intensität, Bayern hat dagegen die Intensität in der Verteidigung erhört. Es war ein verdienter Sieg für Bayern, Lucic trifft jeden wichtigen Schuss. Wir haben alles gegeben und wir brauchen etwas mehr von einigen Leiten, aber ich bin stolz auf unsere Leistung. Am Ende war Bayern ein Tick besser und hat die großen Würfe getroffen. Wir haben Herz gezeigt, aber Bayern hat auch Herz gezeigt. Jetzt müssen wir in diesem Do-or-die-Spiel am Freitag noch einmal unser Bestes geben. (…) Bayern hat heute das 85. Spiel gehabt, sie sind mehr als ein bisschen müde; wir sind sehr müde mit einer kurzen Rotation, auch für uns ist das schwierig.“
Das Spiel:
Trinchieri bestückte die Starting Five mit Wade Baldwin, Robin Amaize, Vladimir Lucic, James Gist und Leon Radosevic. Letzterer machte gleich auf sich aufmerksam, indem er nicht nur den Sprungball ergatterte, sondern auch nach 13 Sekunden den ersten Dreier versenkte. Die Anfangsphase war wie in den beiden Partien zuvor recht fehlerhaft, dieses Mal aber auch von den Ludwigsburgern, 9:5 nach knapp vier Minuten. Die Gäste nutzten die Nachlässigkeiten der Münchner in Sachen Ballkontrolle und trafen besser – 9:11 (7.). Zan Mark Sisko übernahm die Regie im Spielaufbau und bediente gleich Lucic perfekt zum Alley-Oop-Dunk (12:11.). Zipser stellte mit seinem ersten Dreier die Führung her, doch Radebaugh holte die Führung zum Abschluss des ersten Viertels wieder zu den Riesen – 19:21.
Radosevic brillierte mit seiner neuen Stärke: Er versenkte auch seinen dritten Wurf von jenseits der Drei-Punkte-Linie (22:24/11.). Die Fehlerquote des Pokalsiegers war aber definitiv zu hoch (acht Ballverluste), dafür hielt sich der Rückstand geradezu angenehm in Grenzen (24:28/14.). Die Ludwigsburger behaupteten die Führung, das Trinchieri-Team suchte nach dem Rhythmus. Baldwin nahm Fahrt auf, die Defensive der Münchner aber noch nicht ansatzweise (30:34/18.). Neun Ballverluste des FCBB in Halbzeit eins waren viel und erinnerten stark an das erste Spiel (98:101). Durch einen Dreier-Buzzerbeater von Amaize rückten die Bayern auf zwei Punkte heran und nahmen einen emotionalen Boost mit in die Kabine – 37:39.
Die Bayern mit mehr Energie zu einem 13:0-Lauf
Zipser beeindruckte mit einem starken Dreier zum 40:40-Ausgleich (22.). Das Spiel beider Teams wirkte rumpelig, aber immerhin war es eng und damit spannend. Rückkehrer Djedovic traf aus der Nahdistanz; Lucic stellte den Score durch zwei Freiwürfe wieder pari (44:44/25.). Die Münchner blieben ruhig und kämpften sich ins Spiel, ein genialer Sisko-Pass zum erneut punktenden Djedovic brachte endlich die Führung ein – Auszeit Riesen (48:47/26.). Die Bayern waren nun im vielbeschworenen Rhythmus und zwangen den Gästen ihr Spiel auf. Ein 9:0-Lauf veranlasste den Ludwigsburger Coach John Patrick zur zweiten Auszeit innerhalb kurzer Zeit (53:47/28.). Das Momentum war beim Heimteam – der Run wurde auf 13:0 ausgebaut (57:47/29.). Dreier von Radebaugh und Smith hielten die Riesen im Spiel – 59:53 nach dem dritten Viertel.
Fünf Ballverluste in den letzten fünf Minuten sorgen für Nervenkitzel
Smith begann mit einem weiteren Treffer aus Münchner Sicht lästig zu werden, Zipser antwortete mit einem satten Dunking (61:55/31.). Der Ball lief nun schnell und clever durch die Reihen der Münchner, bis eben einer frei zum Wurf kam: Seeley zum 63:55 (33.). Die extrem druckvolle Verteidigung bereitete dem Gast erhebliche Probleme, ein Dreier von Lucic und ein eleganter Sprungwurf von Baldwin sicherten den zweistelligen Vorsprung (68:58/35.). Den Fehler, die Ludwigsburger abzuschreiben, machten die Münchner (noch) nicht. Baldwin erhöhte auf 71:60 (36.). Die nie, aber auch gar nie aufgebende Patrick-Truppe kam wieder auf 71:64 heran, Baldwin zog das Foul und verwandelte beide Freiwürfe (73:64/37.). Smith sollte nicht unverteidigt bleiben, er haut nämlich sofort den Dreier rein. Einen weiteren Fehler später hatten die Ludwigsburger auf 73:69 verkürzt, als sich einmal mehr Lucic einschaltete und abgebrüht den Dreier zum 76:69 versenkte (39.). Ludwigsburg kam aber über die Pressverteidigung, die München zu Fehlern zwang, erneut in Reichweite. Trotz eines weiteren Baldwin-Dreiers waren die Gäste den Bayern bis auf drei Punkte auf die Pelle gerückt, da waren noch 22 Sekunden auf der Uhr. Die Bayern brachten den Ball binnen fünf Sekunden nicht ins Spiel – Ballverlust. Smith mit dem schnellen Korbleger zum 79:78 (noch zehn Sekunden). Nach einem Foul trifft Baldwin nur den ersten Freiwurf, aber den Offensivrebound nach dem Fehlwurf schnappt sich Lucic, der natürlich gefoult wird. Auch er trifft nur einen, aber Smiths Dreier zur Verlängerung geht daneben. Bayern führt 2:1.
Quelle: FC Bayern Basketball, 2. Juni 2021