Die WALTER Tigers Tübingen haben am neunten Spieltag der easyCredit BBL-Saison 2017/2018 mit 72:84 (45:51) beim Tabellenführer verloren. Drei Viertel lang zeigte die Mannschaft von Trainer Tyron McCoy, die ohne den an der Schulter verletzten Reggie Upshaw auskommen musste, dabei eine überragende Leistung und verlangte dem Tabellenführer alles ab. Vor 5743 Zuschauern spielten die Raubkatzen zeitweise furios auf und verloren erst im letzten Abschnitt den Anschluss an die Bayern, die alleine in den finalen zehn Minuten 14 Freiwürfe zugesprochen kamen und dieses Viertel mit 20:8 für sich entschieden. Zudem verloren die Tübinger gegen Ende der Partie die zuvor beeindruckende Treffsicherheit aus der Distanz, was sicherlich auch dem Kräfteverschleiß geschuldet war. Zum Topscorer der Partie avancierte Bayerns Jared Cunningham mit 23 Punkten, bei Tübingen traf Barry Stewart mit 17 Zählern am besten. Sid-Marlon Theis machte mit 14 Punkten, vier Rebounds und drei Assists sein bislang bestes Spiel im Tigers-Trikot. Weiter geht es für die WALTER Tigers Tübingen am kommenden Samstag (20:30 Uhr, Paul Horn-Arena) mit einem an Bedeutung kaum zu überbietenden Heimspiel gegen die Oettinger Rockets aus Gotha/Erfurt.
Die Stimmen:
Aleksandar Djordjevic (Trainer FC Bayern München): „Zuerst möchte ich Coach McCoy und seinem Team zu einem großartigen Spiel gratulieren. Ihr Gameplan war hervorragend. Es war wie wir es gescoutet hatten. Tübingen spielt mit unglaublicher Geschwindigkeit. Wir wussten das und hatten uns darauf vorbereitet. Aber wir konnten es nicht stoppen. Unsere Defense bestand daraus, zu hoffen, dass Tübingen nicht trifft. Erst als wir den Einsatz erhöht haben, konnten wir ein paar Stopps in Serie erzwingen. Es war sinnbildlich, dass wir im ersten Viertel nur drei Fouls hatten und trotzdem den Dreier mit der Sirene kassierten. Darüber müssen wir reden. Trotzdem ist es ein guter und wichtiger Sieg für uns.“
Tyron McCoy (Trainer WALTER Tigers Tübingen):“Ich gratuliere den Bayern, sie hatten das bessere Team auf dem Feld und haben im letzten Viertel ihre Kaderbreite ausgespielt, um uns zu besiegen. Vor allem im Schlussviertel konnten wir dem Druck an beiden Enden des Courts leider nichts mehr entgegensetzen. Dennoch war es eine gute Leistung von uns.“
Der Spielverlauf:
Zu Beginn schickte Head Coach McCoy Jared Jordan, Kris Richard, Ryan Brooks, Sid-Marlon Theis und Tony Easley aufs Parkett. Die Hausherren starteten hochkonzentriert mit einem 6:0-Lauf ins Spiel, sodass die Tübinger erst nach gut zwei Minuten durch Easley und Stewart, der für den früh mit zwei Fouls belasteten Kris Richard eingewechselt wurde, zu Punkten kamen. Nun fanden die Gäste besser in die Partie und konnten in der fünften Minute nach einem schön herausgespielten Dreier von Sid-Marlon Theis erstmals zum 10:10 ausgleichen. In dieser Phase trafen beide Teams hochprozentig, insbesondere von jenseits der Drei-Punkte-Linie fanden einige Würfe ihr Ziel. Nach Distanztreffern von Ryan Brooks auf Seiten der WALTER Tigers und von Reggie Redding sowie Jared Cunningham in Reihen der Bayern leuchtete nach sieben Minuten ein 13:18 aus Tigers-Sicht auf der Anzeigetafel. Ein spektakuläres, ausgeglichenes erstes Viertel mit sechs Tübinger Dreiern beendete Stewart per Buzzer-Beater von „Downtown“ mit seinen Zählern neun bis elf zum Spielstand von 25:27.
9:0-Lauf sorgt für Münchner Halbzeit-Führung
In den zweiten Spielabschnitt starteten die McCoy-Schützlinge mit einigen guten Aktionen in der Defensive. Der zu diesem Zeitpunkt überragende Stewart brachte sein Team in der zwölften Minuten per Halbdistanzwurf sogar in Führung (29:27). Auch nachdem Nihad Djedovic per Dreier die ersten Bayern-Punkte der zweiten zehn Minuten erzielt hatte, ließen sich die Raubkatzen nicht verunsichern. Würfe von jenseits der 6,75-Meter-Linie von Kapitän Jordan und Mathis Mönninghoff brachten die Schwaben Mitte des zweiten Viertels mit 39:36 in Front (15.). Der Ball lief in der gesamten ersten Hälfte extrem gut, die Tübinger zeigten bis dato die mit Abstand beste Saisonleistung und machten dem Tabellenführer das Leben schwer. Knapp zwei Minuten vor der Pause sah sich Bayern-Coach Aleksandar Djordjevic zu seiner zweiten Auszeit gezwungen, nachdem Theis per Korbleger in Bedrängnis zum 45:42 (19.) für sein Team getroffen hatte. Offenbar hatte vor allem Cunningham den Worten seines Trainers besonders intensiv gelauscht, denn mit acht Punkten in Folge brachte der Ex-NBA-Spieler die Gastgeber 42 Sekunden vor Halbzeit mit 50:45 in Führung. Nach einer darauffolgenden Tübinger Auszeit erzielte Milan Macvan per Freiwurf den 51:45-Pausenstand.
Die Raubkatzen kamen erneut mit großem Elan aus der Kabine. Der starke Theis mit zwei erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen, Stewart doppelt von der Freiwurflinie sowie Brooks mit einem weiteren Dreier sorgten für einen überragenden 11:0-Lauf für die Tübinger nach Wiederanpfiff, der die Gäste aus Schwaben wieder in Front brachte (56:51, 23. Minute). So mancher Zuschauer im Münchner Audi Dome rieb sich verwundert die Augen ob des starken Auftritts des Tabellenletzten. Der Tabellenführer aus München hingegen fand in dieser Phase der Partie überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel, die ersten bajuwarischen Punkte in der zweiten Hälfte fielen erst nach über fünf gespielten Minuten durch den Ex-Ulmer Hobbs (56:53, 26. Minute). In der Folge entwickelte sich ein munteres Hin und her, beide Teams gingen mit hoher Intensität zu Werke und schenkten einander nichts. Folgerichtig: der 64:64-Zwischenstand zum Ende des dritten Viertels.
Gleichstand nach drei 30 Minuten – reicht die Kraft für mehr?
Sollte den WALTER Tigers Tübingen ausgerechnet beim Tabellenführer FC Bayern München der erste Saisonsieg gelingen? Nach drei ausgeglichen Vierteln schien dieses Szenario durchaus im Bereich des Möglichen. Beide Teams kämpften zu Beginn des Schlussabschnitts um jeden Punkt. Tübingen erreichte jedoch schon sehr früh die Teamfoul-Grenze in diesem Viertel und schickte die Hausherren so häufig an die Freiwurflinie. Wenngleich die Bayern an diesem Abend nicht die beste Freiwurfquote aufweisen konnten (insgesamt: 72 Prozent), zog die Mannschaft von Head Coach Djordjevic langsam aber sicher davon (74:66, 35. Minute). Die Raubkatzen konnten dem Favoriten in den letzten Minuten nichts Entscheidendes mehr entgegen setzen und mussten sich – trotz aufopferungsvollem Kampf und beeindruckender Leistung in den ersten drei Vierteln – am Ende mit 72:84 geschlagen geben.
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Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Freundschaftsduell Redding vs. Brooks: Reggie Redding und Ryan Brooks stammen beide aus Philadelphia/USA und kennen sich bestens, wie der Neuzugang der Schwaben berichtet: „Ich kenne Reggie, seitdem ich 15 Jahre alt bin. Wir haben in Philadelphia bis zum College oft gegeneinander und miteinander gespielt. Auch heute sind wir noch gute Freunde und verbringen im Sommer viel Zeit zusammen.“ Am heutigen Sonntag trafen der ehemalige Tübinger Redding, der von 2011 bis 2013 das Trikot der Raubkatzen trug, und der aktuelle Tiger Brooks im direkten Duell aufeinander. Während Redding in seinem 202. easyCredit BBL-Spiel 14 Punkte und jeweils vier Rebounds sowie Assists zum 84:72-Erfolg der Bayern beisteuerte, kam Brooks auf zwölf Zähler sowie vier Abpraller.
Kreative Bayern: Im Rahmen der heutigen Partie des FC Bayern München und der WALTER Tigers Tübingen veranstalteten die Münchner im heimischen Audi Dome einen Familienspieltag. Dabei wurden zahlreiche Aktionen für Kinder und deren Eltern geboten, wie etwa ein Kinder-Schminken, Spiel und Spaß mit Maskottchen Berni sowie besondere Familienpreise an den Kiosken.
Hoher Besuch: Wie üblich bei Heimspielen der Bayern-Basketballer, fanden auch heute wieder bekannte Persönlichkeiten den Weg in den Stadtbezirk Sendling-Westpark. Matthias Sammer und Svetislav Pesic ließen es sich nicht nehmen, den Bayern beim neunten Saisonsieg zuzuschauen. Während Sammer als ehemaliger Fußballprofi und Sportdirektor des FC Bayern München bekannt ist, genießt Pesic als Meistertrainer von 2014 beim Basketball-Publikum im Audi Dome großes Ansehen.
Top-Referee im Einsatz: Hochkarätig besetzt war an diesem Abend auch die Position des Schiedsrichters. Mit Robert Lottermoser leitete der wohl bekannteste Unparteiische Deutschlands die heutige Begegnung als Crew Chief. Der 41-jährige FIBA-Schiedsrichter aus Bernau pfeift seit 2001 in der easyCredit BBL und kommt seit 2004 auch bei internationalen Spielen, wie beispielsweise in der EuroLeague, zum Einsatz. Ihm zur Seite standen am Sonntagabend Carsten Straube und Michael Gutting.
Debütant Lind: Wenngleich es für die WALTER Tigers am Ende erneut nicht für den lang ersehnten ersten Saisonsieg gereicht hat, durfte sich Raubkatze Adrian Lind zumindest über sein Debüt in der easyCredit BBL freuen. Kurz vor Ende der Partie betrat der Big Man im Münchner Audi Dome zum ersten Mal BBL-Parkett. Herzlichen Glückwunsch!
Quelle: WALTER Tigers Tübingen, 12. November 2017