Ganz tief durchatmen – das war für die HEBEISEN WHITE WINGS Hanau am Freitag in der Main-Kinzig-Halle das Motto des Abends. Im dritten Anlauf gelang gegen die Young Pikes Baunach endlich der ersehnte erste Heimsieg in der Saison 2017/2018 der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Das 67:58 (36:39) las sich am Ende aber klarer als sich die Partie zuvor gestaltet hatte. Das punktlose Schlusslicht aus Franken lieferte den Hanauern einen erbitterten Fight, den die Mannen von Headcoach Simone Cote erst in den letzten Minuten zu ihren Gunsten drehen konnten.
„Wir haben eine super Moral gezeigt, ich bin unheimlich stolz auf dieses Team“, sagte Kapitän Christian von Fintel nach der Partie. Schön anzusehen sei das Spiel lange nicht gewesen, räumte der 27-Jährige ein, „aber wir haben gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollten.“ In der Tat legten die Gastgeber einen schier unbändigen Siegeswillen an den Tag und stellten dabei erneut ihre mannschaftliche Geschlossenheit unter Beweis. „Die Chemie in der Mannschaft stimmt, der Teamgeist hat sich schon in der Vorbereitung gezeigt“, bilanzierte Sportdirektor Helmut Wolf, der nicht nur das von ihm vorhergesagte Spiel mit „Kratzen und Beißen“, sondern auch „mit ziemlich viel Würgen“ gesehen hatte.
Die Hessen starteten zwar mit einer 5:1-Führung in die Partie, taten sich danach aber ungemein schwer. Die Young Pikes zeigten, dass sie in der Tabelle derzeit unter Wert notiert werden und dass sie in Hanau mit Macht den ersten Saisonerfolg feiern wollten. Dafür hatte Headcoach Fabian Villmeter auch Louis Olinde und Eddy Edigin aufgeboten – die beiden Doppellizenspieler, die auch beim großer Baunacher Bruder Brose Bamberg in der Bundesliga und Euroleague im Kader stehen, zeigten ein ums andere Mal ihre Klasse.
Baunach spielte dabei nicht einmal besonders stark – die Gäste profitierten vor allem von der eklatanten Wurfschwäche der White Wings. Zeitweise lag die Erfolgsquote bei den Zweierversuchen deutlich unter 30 Prozent, auch die einfachsten Bälle fanden nicht den Weg in den Korb. Insbesondere im dritten Viertel gelang der Hanauer Offense fast gar nichts – nur zehn erzielte Punkte in diesem Abschnitt sprechen eine deutliche Sprache. Dass die Baunacher ab Minute drei (9:7) fast durchgehend in Führung lagen, aber immer in Schlagweite blieben, lag vor allem an der fehlenden Zielgenauigkeit aus der Distanz: Nur 4 von 28 Dreierversuchen der Gäste landeten im Korb.
Nachdem sich die Hanauer Fans mit viel Kampf und Krampf in den ersten drei Vierteln (17:21, 19:18 und 10:8) hatten abfinden müssen, bekamen sie im Schlussabschnitt dann einen echten Basketball-Krimi zu sehen, in dem die HEBEISEN WHITE WINGS jenes Gesicht zeigten, das sie zu ihren drei überzeugenden Auswärtssiegen in dieser Saison geführt hatte. Angetrieben vom wiederum bärenstarken Till-Joscha Jöhnke ging es in den letzten fünf Minuten richtig rund. Vor allem von der Freiwurflinie zeigten die Gastgeber in dieser Phase Nervenstärke (insgesamt saßen 16 von 19 Versuchen) und gewannen das letzte Viertel schließlich deutlich mit 21:11.
Unter dem Strich stehen für die Brüder-Grimm-Städter nach dem sechsten Spieltag somit vier Siege – „wenn mir das vor der Saison jemand gesagt hätte, hätte ich das sofort unterschrieben“, zeigte sich der Sportdirektor zufrieden. Kapitän von Fintel ergänzte: „Nach diesem Sieg kann man mit Recht sagen: Das war ein Traumstart für uns.“
In die nächsten Partien können die Hanauer jedenfalls befreit gehen – und die lassen nicht lange auf sich warten, denn schon am Dienstagabend steht ab 20 Uhr das nächste Auswärtsspiel bei den Gladiators Trier an. Auch für dieses Spiel erwartet Wolf eine enge Angelegenheit: „Trier ist in den Leistungen noch ähnlich wechselhaft wie wir. Sie haben eine gute, junge Mannschaft und mit Kyle Dranginis den vielleicht auffälligsten Spieler der ganzen Liga in ihren Reihen“, so der Sportdirektor. Der amerikanische Shooting Guard kam in den bisherigen Partien auf einen Schnitt von mehr als 18 Punkten – ihn gilt es dementsprechend besonders im Auge zu behalten.
Zu sehen ist das Auswärtsspiel der Hanauer am Dienstagabend ab 20 Uhr im Livestream unter www.proastream.de. In der Main-Kinzig-Halle geht es dann bereits am nächsten Samstag weiter: Dann erwarten die Hanauer ab 19 Uhr die Uni Baskets Paderborn.
Für die HEBEISEN WHITE WINGS Hanau spielten:
Chase Adams (0 Punkte/4 Rebounds/2 Assists)
Paul Albrecht (7/3/0)
Josef Eichler (6/3/1)
Till-Joscha Jönke (16/6/3)
Jonas Herold (0/0/0)
Luquon Deonti Choice (21/5/3)
Griffin Bauer (0/0/0)
Lavon Maurice Long (2/4/3)
Christian von Fintel (7/5/2)
Benedikt Nicolay (0/0/0)
Christopher Gerard Brady (8/9/0)
Quelle: HEBEISEN WHITE WINGS Hanau, 28. Oktober 2017